|
Wissenswertes über KTM
und die Firma Trunkenpolz
Über 50 Jahre ist es her, dass der österreichische Motorradhersteller
KTM unter der Regie von Firmengründer Hans Trunkenpolz mit der
Moser-KTM R 100 das erste Leichtmotorrad einer langen Ahnenreihe von
Motorrädern aus dem Alpenland präsentierte.
Hans Trunkenpolz hatte den Weg in die Selbständigkeit gewählt. Die
weiteren Stationen seiner Firma bis zur Gründung von KTM zeichnen die
Entwicklung eines zielstrebigen österreichischen Unternehmers und
Technikers bis zum wohlverdienten Erfolg nach:
Eröffnung einer Schlosserwerkstätte im Jahr 1934 im ehemaligen Gasthaus "Zum schwarzen Adler" im oberösterreichischen
Mattighofen. In den Jahren bis 1936 befasste sich dieser Betrieb
vorwiegend mit der Instandsetzung von Motorrädern und Automobilen.
Am 24. August 1935 legte Has Trunkenpolz die Meisterprüfung als Maschinenschlosser ab,
der am 08. Mai 1936 die Meisterprüfung für das KFZ-Gewerbe folgte.
Ein Jahr später begann er in Mattighofen, am Mühlweg 2, mit der
selbständigen Gewerbeausübung als konzessionierter KFZ-Mechaniker.
Im Jahr 1937 übernahm die Firma Trunkenpolz die Vertretung für DKW-Motorräder und im Jahr 1938 die Vertretung für Opel-Automobile.
Die Betriebsgröße hatte inzwischen
fünf Personen erreicht. Im selben Jahr übersiedelte der Betrieb auch in
ein neu errichtetes Gebäude am Mühlweg.
Im Jahr 1940 wurde Hans Trunkenpolz zur Deutschen
Wehrmacht einberufen, und seine zweite Frau Elisabeth führte
vorübergehend den Betrieb.
Ende 1943 kehrte er mit dem Auftrag der Wehrmacht zurück, für diese Lastwagen und Dieselmotoren instand zusetzen. 1944 wurde die Werkstätte am Mühlweg durch einen Neubau eines Ausmaß von 700 m² erweitert.
Zum Kriegsende im Jahr 1945 wurden mit einer
Belegschaft von 35 Personen vorwiegend Lastwagen repariert, die ja in
dieser Zeit von der Privatwirtschaft dringendst benötigt wurden.
Bis 1947 hatte sich die Firma Trunkenpolz zu
einer der größten Reparaturwerkstätten Österreichs entwickelt. Neben
den Instandsetzungsarbeiten an Kraftfahrzeugen wurde mit der
Anfertigung von verschiedenen Ersatzteilen begonnen, so dass ein
weiterer Anbau von 300 m² notwendig wurde.
Mit der Errichtung einer Gesenkschmiede und einer Gießerei spezialisierte sich die Firma im Jahr 1948 auf die Serienanfertigung von Blei-Bronze-Lagern für Kurbelwellen.
Die Belegschaft erreichte einen Stand von 70 Personen.
Im Jahr 1950 kam es zu einem starken Rückgang
bei den Reparaturaufträgen, und damit war es erforderlich, den
Schwerpunkt auf die industrielle Ersatzteilfertigung zu legen. Diese
erreichte im selben Jahr auch ihren höchsten Ausstoß.
In den Jahren 1951 und 1952 lief neben der Lagerproduktion das erste große Entwicklungsprojekt, ein Leichtmotorrad mit 98 cm³ Hubraum, an.
Am 15. März 1953 um fünf Uhr früh wurden drei
Prototypen des Leichtmotorrades KTM R 100 zum Versand zur Wiener
Frühjahrsmesse gebracht. Der Name KTM als neue österreichische
Motorradmarke trat erstmals in der Öffentlichkeit auf!
Entstehung und Entwicklung des Markennamens KTM
Die Firma Hans Trunkenpolz am Mattighofener Mühlweg 2 hieß damals Fa. Moser & Co., was in politischen Nachkriegs-Gegebenheiten begründet war. Hans Trunkenpolz sah den Rückgang des Geschäftes mit den Blei-Bronze-Lager und gab der industriellen Ersatzteilfertigung keine große Zukunftschance. So suchte er nach einem neuen Produktionszweig, und da drängte sich förmlich das Produkt "Motorrad" auf. Im damaligen armen und in vier Besatzungszonen geteilten Österreich bestand ein sehr großer Bedarf an einfachen, billigen und robusten Motorrädern, um die Österreicher wieder mobil zu machen. In jenen unmittelbaren Nachkriegsjahren wagte kaum jemand an ein Automobil zu denken, weder in der Herstellung, noch im Betrieb.
Die österreichische Motorradproduktion bestand zu Beginn der fünfziger Jahre aus den Marken Puch, RWC (Radwerke St. Christophen, Tresnak & Co.), Delta Gnom und Lohner sowie einigen Kleinherstellern. Lohner baute Motorroller, und nur Puch hatte Motorräder mit mehr als 125 cm³ im Programm. Das gravierende Problem für alle Hersteller bestand im Bezug eines Motors, der bei allen mit Ausnahme der Firma Puch, die ja eigene Motoren baute, durch den österreichischen Motorenhersteller Rotax in Gunskirchen / Oberösterreich, gedeckt wurde.
Rotax wurde zu Beginn des Zweiten Weltkrieges als Auslagerungsbetrieb der Fichtel & Sachs - Werke Schweinfurt in der Nähe von Wels gegründet und ging nach dem Krieg als "Deutsches Eigentum" in die öffentliche Verwaltung über. Rotax baute im Jahr 1953, dem Serienstart der KTM-Maschinen, den robusten, bereits in den Vorkriegsjahren bewährten 98 cm³ Nasenkolben-Zweitakter von Sachs mit Zweiganggetriebe (auch in einer Version mit Seilzug-Handstarter) in Lizenz.
Als nun Hans Trunkenpolz sein Motorradprojekt realisierte, suchte er einen signifikanten Namen. Über die Bedeutung der drei magischen Buchstaben bis zum Eintritt des Gesellschafters Ernst Kronreif im Jahre 1955 gibt es zwei Versionen:
Ernst Kussin, der erfolgreiche Beiwagen-Rennfahrer, erzählte folgende Version: Er war mit Hans Trunkenpolz vom Motorradsport her bekannt und arbeitete als Verkaufsleiter Inland bei der Salzburger Mopedfabrik HMW (Halleiner Motorenwerke). Kussin war in die Konstruktion der R 100 Maschine involviert und brachte die Verbindung zu Ing. Rothe, dem Direktor von Rotax, in das Projekt ein. Der Rahmen und der Tank der ersten Modelle wurden mit Hilfe von anderen im Raum Mattighofen angesiedelten Firmen hergestellt. Aus den Initialen von Kussin, Trunkenpolz und Moser entstand daher der Firmenname.
Demgegenüber steht in der "KTM Familien- und Firmenchronik", einem in Handarbeit hergestelltem Unikat, welches sich im Besitz der Familie Trunkenpolz befindet, die Version:
"Kraftfahrzeuge Trunkenpolz Mattighofen". In der zeitgenössischen Literatur wurde das Motorrad R 100 jedenfalls als "Moser-KTM" bezeichnet.
Hans Trunkenpolz (links) und Ernst Kornreif (rechts)
Sicher und belegbar ist erst die Bedeutung der Initialen im Jahr
1955, als Ernst Kronreif als Gesellschafter in die neu gegründete OHG
eintrat: "Kronreif & Trunkenpolz, Mattighofen".
1953 bis 1991 - Die Ära Trunkenpolz
Während andere europäische Motorrad- und Zweiradhersteller in Ländern wie Deutschland, Italien oder Großbritannien Anfang der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts einer starken inländischen Konkurrenz ausgesetzt sind, geht es auf dem österreichischen Motorradmarkt eher beschaulich zu. Vor allem den Hersteller Puch müssen die KTM-Pioniere als ernsthaften Mitbewerber führten, andere Marken wie RWC (Radwerke St. Christophen, Tresnak & Co.), Delta Gnom und Lohner werden auf Dauer keine ernsthafte Konkurrenz darstellen.
Lediglich Puch bietet Fahrzeuge über 125 cm³ Hubraum an. Und Puch ist auch der einzige Hersteller, der eigene Motoren fertigt. Alle anderen Firmen beziehen ihre Triebwerke vom österreichischen Motorenhersteller Rotax. Dort sind Anfang der fünfziger Jahre 98, 175, 200 und 400 cm³-Antriebe im Programm.
So besitzt dann auch die erste Moser-KTM R 100 ein 98-Kubikzentimeter-Triebwerk mit Nasenkolben von Rotax. Ein durchgeschweißter, geschlossener Rohrrahmen bildet das Rückgrat des Kleinmotorrads, moderne technische Details wie Leichtmetall-Vollnabenbremsen und eine Telegabel mit staub- und öldichten Gummimanschetten zeugen von dem hohen Qualitätsanspruch, den Firmeninhaber Hans Trunkenpolz an seine Produkte stellt. 20 Mitarbeiter fertigen in Mattighofen ab dem Frühjahr des Jahres 1953 täglich drei Motorräder.
1953 - Die KTM R100 mit satten 3 PS
1954 sind bereits drei Modelle des Leichtmotorrades mit den Typenbezeichnungen Standard, Luxus und Tourist im Programm von KTM, und in Mattighofen wird die Herstellung des 1.000 Motorrades gefeiert, in diesem Fall einer KTM Tourist. Neben der professionellen Vermarktung trägt auch das starke Engagement von KTM im nationalen Touren- und Rennsport zur steigenden Popularität des noch jungen Herstellers bei.
1954 auf Der Wiener Frühjahrsmesse - Der KTM Stand
1955 erfolgt der offizielle Einstieg des Werks in den Rennsport. Die Produktpalette wird kontinuierlich erweitert, die R100 erhält ein Vollschwingenfahrwerk und wird zur Grand Tourist, während der Mirabell-Roller (ebenfalls mit Vollschwingenfahrwerk und modernem Elektrostarter) weiter Marktanteile jenseits des Motorradmarktes sichern soll).
Ein Coup der ganz besonderen Art gelingt Hans Trunkenpolz mit dem Engagement des bekannten österreichischen Motorenkonstrukteurs Ludwig Abfelbeck. Der Ingenieur hatte sich bereits mit außergewöhnlichen und innovativen Konstruktionsformen bei BMW, Horex und Maico einen Namen gemacht und bekommt nun bei KTM die Möglichkeit, einen besonders leistungsfähigen 125er-Rennmotor mit Vierventiltechnik zu entwickeln. Neben der Verbesserung der Standardmotoren soll sich der Ingenieur vor allem mit der zukunftsweisenden Drehschiebertechnik bei den Zweitakt-Aggregaten befassen. 1957 entsteht in Mattighofen mit dem Erfolgsmodell Mecky der erste Moped-Roller der Welt.
Die KTM Mecki mit dem Motor von Ludwig Apfelbeck
Auch die Motorradpalette wird um zwei neue Modelle mit den martialisch klingenden Namen Tarzan und Mustang erweitert. Beide basieren auf der 125er Grand Tourist, die Tarzan wird die Stra0enversion mit Stummellenker und Büffeltank, während der Mustang mit 19-Zoll-Rädern, langen Federwegen und Geländebereifung auch für Einsätze jenseits des Asphalt vorgesehen ist.
Im Jahr 1958 wird zum ersten Mal die Krise des europäischen Zweirads deutlich. Den immer mehr Verbraucher steigen auf die bequemeren und wettersicheren Kleinwagen um. Doch KTM hält unverdrossen an Motorrad und Roller fest und stellt das neue Modell Trophy mit 125 oder 150 cm³ Hubraum vor. Nicht weniger als zwanzig Modelle und -varianten zählt mittlerweile das Programm der Firma KTM, die ihre Produktion erst fünf Jahre zuvor mit einem einzigen Modell aufgenommen hatte.
Da bereits in den fünfziger Jahren die Umwelt empfindlich auf Lärmbelästigung durch motorisierte Zweiräder reagiert, werden die KTM-Motorräder mit einem neuen, besonders effektiven Schalldämpfersystem ausgerüstet. Der "Frankfurter Topf" ist von dem deutschen Juristen Leistritz entwickelt worden. KTM stellt die Anlage auch für Konkurrenzprodukte her und erschließt dadurch eine neue Einnahmequelle.
1959 beendet KTM offiziell den Stra0enrennsport und konzentriert sich auf seine Geländesportaktivitäten. Denn das Geschäft mit dem motorisierten Zweirad läuft immer schlechter und hat schon zahlreiche Hersteller in den Ruin geführt.
1960 schließlich stellt man bei KTM die Motorradproduktion ganz ein und konzentriert sich auf das Moped- und Rollergeschäft. Und präsentiert mit dem Ponny einen qualitativ hochwertigen und modernen Roller mit gebläsegekühltem Sachs-Zweitaktmotor.
Schwarze Wolken scheinen sich über dem Mattighofener Werk zusammenzuziehen, als der agile und engagierte Firmenteilhaber Ernst Kronreif mit nicht einmal vierzig Jahren am 23. Mai 1960 stirbt.
Die Entscheidung, statt der verlustreichen Motorradproduktion die Moped- und Rollerherstellung zu forcieren, erweist sich als richtig. 1961 können alleine von dem neuen Ponny Modell 18.600 Stück abgesetzt werden. Das neukonstruierte "Schweizer Mofa" und das Sportmoped Comet sowie die Aufnahme der KTM-Fahrradproduktion sorgen Mitte der sechziger Jahre wieder für schwarze Zahlen in den Auftragsbüchern. Besonders die Erfolge der KTM-Produkte auf dem US-Markt sorgen für verstärkte Ausrichtung des Werks auf das Publikum jenseits des großen Teichs.
1967 ist mit der Comet 100 mit gebläsegekühltem 100-Kubikzentimter-Sachs-Motor auch wieder ein vollwertiges Motorrad im Programm. Die Tagesproduktion in diesem Jahr beträgt rund 40 Mofas, 40 Roller, 30 Motorräder und 60 Fahrräder, die Produktionshallen müssen erweitert werden.
Der Wendepunkt auf dem Sektor der Geländesportmaschinen, die KTM später weltberühmt machen sollen, ist das Engagement des US-Amerikaners John Penton im Jahr 1968. Nicht nur Penton ist schon jahrelang begeistert von den qualitativ hochwertigen österreichischen Motorrädern. Der Mann aus Amherst im US-Bundesstatt Ohio ist bereits seit zwanzig Jahren Motorradhändler und mit seiner Mannschaft amerikanischer Vertreter bei den Internationalen Six-Days-Geländemeisterschaften, als er 1967 auf einer Messe in Europa Erich Trunkenpolz kennen lernt.
Penton ist zu diesem Zeitpunkt schon lange auf der Suche nach einem hochwertigen, leistungsstarken Motorrad der 125-Kubikzentimeter-Klasse. Trunkenpolz und Penton vereinbaren den Aufbau eines Achtelliter-MotoCross-Modells mit Fünfgang-Sachs-Motor und Frischölschmierung für den US-Markt.
|
|
Jack Penton 1972 bei den Six Days |
KTM Penton in den USA |
Als Penton kurze Zeit später das Ergebnis der KTM-Bemühungen in Augenschein nimmt, ordert er umgehend 1.000 Stück für den US-Markt. 15 Pferdestärken stemmt der deutsche Einbaumotor von Fichtel & Sachs im Wettbewerbstrimm und ist als Straßenversion in der Comet 125 zu haben.
1969 trägt die Kooperation mit John Penton für das österreichische Werk erste Früchte. Denn die errungenen Sporterfolge der amerikanischen Mannschaft bei dem härtesten Geländerennen der Welt, den International-Six-Days-Enduro, ISDE, haben die Kundschaft überzeugt und sorgen für verstärkten Absatz auf dem US-Markt. Auch die Konstruktion und Fertigung von eigenen Bauteilen für sämtliche KTM-Fahrzeuge wird forciert. So erhält das erfolgreiche Comet-Motorrad, das bislang unterhalb der 125 cm³-Klasse mit einem kompletten Puch-Motor ausgestattet war, einen eigenen KTM-Zylinder, und die hydraulische Telegabeln der Comet-Baureihe werden jetzt ebenfalls in den eigenen Hallen gefertigt statt von Zuliefererbetrieben eingekauft.
1970 kann als Jahr der Geburt des ersten eigenen KTM-Sportmotors gefeiert werden. Inspiriert durch die zahlreichen Erfolge - nicht nur der Penton-KTMs - will man in Mattighofen nicht mehr auf die Zulieferung von Einbaumotoren angewiesen sein. Als Grundkonzept des Urahnen aller KTM-Motoren dient ein reichlich dimensionierter Motor-Getriebeblock mit selbst konstruierter, besonders standfester Kurbelwelle und einem Klauengeschalteten Sechsganggetriebe. Von Anfang an ist der mit einem großflächig verrippten Leichtmetall-Zylinder mit sechs Überströmkanälen versehene Motor als Grundlage eines Baukasten-Systems konstruiert.
Ob 125, 175, 250 oder mehr Kubikzentimeter Hubraum - jede Variante soll auf der Basis dieses Gehäuses möglich sein.
KTM Motorenproduktion anno 1970
Neben der Mopedproduktion setzt man ab dem Beginn der siebziger Jahre verstärkt auf den Gelände- und MotoCross-Bereich. Ein 175 cm³-Motor soll das Angebot erweitern und vor allem die US-Kunden zufrieden stellen.
Mittlerweile sind drei Klassen von 100, 125 und 175 cm³ Hubraum im Programm. Die Ingenieure um den Versuchsleiter Siegfried Stuhlgruber arbeiten bereits an 250- und 380er-Prototyp-Versionen der Zweitakt-Eigenkonstruktion und stellen sie den hauseigenen Sportfahrern zur Verfügung. Fachleute munkelten von mehr als 43 PS Leistung des neuen Spitzenmotors.
1971 bereicherten 125er Penton-Modelle als Geländesport- und MotoCross-Version das Programm, die Basis des Unternehmens wird weiterhin vor allem aus dem Verkauf sportlicher Mopeds finanziert. Doch die Mattighofener lassen sich durch die Sporterfolge der Prototypen nicht zu einer vorschnellen Serieneinführung der Modelle hinreißen.
6 Gang Sportmotor von KTM 125/175/250 ccm
Erst 1973 wird die MC250 vorgestellt. Während die 125er MC- und GS-Modelle noch von dem bewährten Sachs-Aggregat angetrieben werden, besitzen das 175er-Modell und die neue 250er bereits eigene, schlitzgesteuerte KTM-Zweitaktmotoren.
Der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens lässt die Geschäftsleitung die Produktionshallen und Konstruktionsbüros erweitern.
1974 hat die Firma einen riesigen Verkaufskatalog mit 43 Modellen. Vom Mofa bis zur reinrassigen 400 cm³-Geländemaschine ist alles dabei, was die Herzen jüngerer und älterer Zweiradfans höher schlagen lässt. So ist dann auch das neue Geländesportmodell mit 400 cm³ der Star des Jahres 1974. Fachzeitschriften sprechen von "brutaler Kraftentfaltung", denn immerhin mobilisiert der Zweitakter 42 PS bei 6.000 u/min.
Besonderer Vorteil der KTMs: ihr geringes Gewicht bei gleichzeitig ungewöhnlicher Robustheit. Die Motorengehäuse und Radnaben sind aus Magnesium-Leichtmetallguss hergestellt und die Rahmen und Schwingen aus stabilem Chrom-Molybdän-Stahl gefertigt. Nur wenige Jahre nach Einführung der ersten KTM-Penton-Modelle wird der österreichische Hersteller bereits von Fachjournalisten in einem Atemzug mit den deutschen Geländespezialisten von ZÜNDAPP und Maico genannt. Und die Krönung folgt auf dem Fuß: Der Leningrader Sportlehrer Genmadih Moissev erringt die erste MotoCross-Weltmeisterschaft 1974 in der Klasse bis 250 Kubikzentimetern auf KTM.
1975 präsentieren die Österreicher eine Überraschung. Denn mit der Comet RS 125 kehrt die Kategorie der Straßenmotorräder wieder in dass Angebot zurück. Mit 17"-Zoll-Magnesiumrädern, Scheibenbremsen, Ceriani-Vorderradgabel und einem extrem sportlichem Design soll sie vor allem junge Kundschaft ansprechen. 17 PS reichen bei nur 103 kg Gewicht für immerhin 130 km/h Höchstgeschwindigkeit. Auch die Mopeds werden optisch aufgepeppt. Das neue Spitzenmodell MC 400 mobilisiert immerhin 42 PS und ist eine der stärksten käuflichen Maschinen ihrer Klasse.
1975 ist die RS125 fast baugleich mit der RS50.
Sieben Geländesport und MotoCross-Modelle kann der Kunde 1975 aus Mattighofen beziehen.
1979 die KTM 420 MC 52 PS aus 360ccm und schlitzgesteuertem Motor
Während die KTM Sportmotorräder in den folgenden drei Jahren von einem internationalen Erfolg zum andern eilen, bleibt das Modellprogramm der Österreicher im Wesentlichen erhalten. Vor allem die Sportmodelle werden immer wieder detailverbessert. Der Motor der MC 125 ist eine komplette Neukonstruktion und hat zum ersten Mal in der Geschichte von KTM eine Wasserkühlung erhalten.
1980 - Nicki Lauda macht Werbung für höllische 50 ccm
1982 folgt man auch im Fahrwerksbereich der immer stärker werdenden fernöstlichen Konkurrenz und führt eine selbstkonstruierte "Pro-Lever"-Hinterradfederung mit Leichtmetall-Kastenschwinge und Monofederbein ein. Auch im Viertaktbereicht tut sich etwas im Hause KTM. Um mit dem Konkurrenten Puch gleichzuziehen, entschließt man sich, einen 500 cm³-Rotax-Motor in ein MotoCross-Fahrgestell zu verpflanzen. Doch das Ziel der Techniker bleibt die Entwicklung eines eigenen Viertakt-Triebwerks für die Geländemodelle.
Mit Umsatzeinbußen kündigen sich in diesem Jahr die kommenden Schwierigkeiten des Unternehmens an, die schließlich zu Beginn der neunziger Jahre zum Konkurs führen sollen.
1982 - Das KTM-Stammwerk
1985 wird mit einem neuen Baby ein rundes Jubiläum gefeiert. Denn werbewirksam präsentiert man als 100.000 KTM-Motor den neuen, flüssigkeitsgekühlten 500er-Zweitakt-Serienmotor. Bereits im Jahr zuvor war er von den Geländeprofis des Werks im harten Wettbewerbseinsatz getestet worden. Die neue KTM MX 500 leistet bei einem Hubraum von 485 Kubikzentimetern rund 50 PS und bringt als Trockengewicht lediglich knapp 100 Kilogramm auf die Waage. Die Federwege betragen reichliche 300 Millimeter vorne und 340 hinten. Die Zweitaktmodelle werden mit NiCaSil-Zylindern ausgerüstet und die Fahrwerke weiter modernisiert.
1985 - der 100.000 KTM Motor 50 PS aus 500ccm mit Membransteuerung
Trotz aller sportlichen Erfolge der vergangenen Jahrzehnte zeigen sich 1986 zum ersten Mal massive finanzielle Probleme des Unternehmens. Ein starker Umsatzrückgang und Schwierigkeiten mit den Importeuren in Italien, Deutschland und Frankreich sorgen für Wirbel.
1987 scheint sich das Unternehmen kurzfristig wieder zu erholen, denn mit einer Kühlerproduktion für namhafte europäische PKW-Hersteller sucht man nach einem neuen finanziellen Standbein neben der Fahrrad-, Moped- und Motorradproduktion.
Auch in diesem Jahr zeigt die Entwicklungsabteilung des Unternehmens die Früchte ihrer Tätigkeit. Denn der erste Viertakt-Motor mit der Verkaufsbezeichnung LC4 (Liqiud-Cooled-4-Stroke) und damit der Urahn sämtlicher bis heute gebauter KTM-Viertakt-Motoren wird präsentiert. Der Unterbau stammt vom 500er-Zweitakt-MotoCross-Motor, und man hat aus Kostengründen vor allem Normteile und Komponenten aus den bereits vorhandenen Einzylindermotoren verwendet. Doch der Vorfahre ist noch weit von der Massentauglichkeit der heutigen LC4-Motoren entfernt, denn der raue Motorlauf und die extremen Startprobleme machen ihn zu einem reinen Sportmotor, der selbst für Profis seine Tücken hat.
1987 - Vierventiltechnik, kettengesteuerte oben liegende Nockenwelle Made by KTM
Im Jahr 1989 schließlich zeigt sich einmal mehr, wie eng Triumphe und Tragödien - nicht nur in der Zweiradbranche - beieinander liegen. Während KTM in diesem Jahr noch zwei Weltmeistertitel in der 125er- und in der MotoCross-Gespannklasse einfährt, verstirbt im gleichen Jahr der Sohn des Firmengründers, Erich Trunkenpolz. Er hatte die Geschicke des Unternehmens über Jahrzehnte wie ein klassischer Industriepatriarch alter Schule bestimmt. Und wie in einem Shakespeareschen Drama muss auch das Lebenswerk der Familie Trunkenpolz, die in starke Verluste dirigierte Firma KTM, neu strukturiert werden.
Doch aus den Sanierungsplänen wird nichts. Undurchsichtige Geschäfte und Machenschaften neuer Eigentümergemeinschaften, die kaum etwas vom Motorradmarkt verstehen, reiten die traditionsreiche Firma immer weiter in den Ruin. Schließlich muss im Jahr 1991 Konkurs angemeldet werden.
Doch wie der Phönix aus der Asche erhebt sich 1992 die neue KTM Sportmotorcycle GmbH und setzt die Erfolgsgeschichte der Österreichischen Motorradschmiede fort ...
Sept. 2005 - Die Lords of the Kreischeisen treten beim 2. Giffelsberg Grand Prix an
und erreichen auf Anhieb Platz 14!
|