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Des Eisens neue Kleider
Es war ein kalter Abend im Februar:
as the snow flies
on a cold and gray Brühl-east mornin'
a poor little iron stands
in the garage-ghetto
and the Lords would cry
'cause if there's one thing that they don't need
It's another race to shed
at the Giffelsberg
people, don't you understand
the iron needs a helping hand
or it will be rust on an manure heap some day
take a look at you and me,
are we too blind to see,
do we simply not turn the key
And look the other way
well the world turns
and a hungry little iron with a runny carburetor
drive in the street as the muffler burns
In the garage-ghetto
and his hunger burns
so he starts to roam the streets at night
and he learns how to drive
and do the variator-dive
in the garage-ghetto
then one night in desperation
the iron breaks the rules
it steals a car, buys a Gallon cheaper lint,
tries to run, but he don't get far
And the Lords would cry
as a crowd gathers 'round an angry young iron
tank down on the street with bad fuel in his tank
In the garageghetto
as their iron dies,
on a cold and gray Brühl-east mornin',
another little iron is born
in the garage-ghetto
and the Lords would cry
frei Übersetzt:
Wenn der Schnee an einem kalten, grauen Morgen in Brühl fällt, steht das Kreischeisen im
Garagenghetto. Und die Lords werden weinen, denn wenn es etwas gibt, das sie nicht brauchen, ist esnoch ein schlechtes Rennen, das geführt werden muss. am Giffelsberg .Versteht ihr denn nicht? Das Kreischeisen braucht eine helfende Hand, oder endet eines Tages als ein rostiger Haufen Altmetall. Schau dich und mich an. Sind wir zu blind um zu sehen, oder drehen wir die Schrauben einfach lose und schauen weg? Die Welt dreht sich und ein heizhungriges Kreischeisen mit tropfendem Vergaser fährt in den Gassen, und sein Schalldämpfer flammt auf. Also fängt es an, nachts in den Straßen herumzufahren. Es lernt Hoysung-Roller kennen und es lernt was eine Variomatik ist. Im Garagenghetto. Dann in einer Nacht voller Verzweiflung bricht das Kreischeisen das Gesetz. Es kauft 4 Liter billigsten Fusel, stiehlt ein Auto, versucht zu fliehen, aber es kommt nicht weit. Und die Lords werden weinen. Während sich eine Menschenmenge um das zornige junge Kreischeisen versammelt,das mit dem Tank nach unten und dem Pseudo-Sprit im Tank auf der Straße liegt. Im Garagenghetto.
Als das Kreischeisen stirbt, an einem kalten, grauen Morgen in Brühl, wird ein anderes kleines
Kreischeisen geboren, im Garagenghetto Und die Lords werden weinen…..
Na ja, ganz so dramatisch war´s nicht, aber das wir nach 10 Jahren das Kreischeisen 2015 immer noch über den Acker jagen wollten, stand nicht wirklich fest. Aber zwei paar Monde vor dem Rennen hatte uns der Wahnsinn wieder gepackt. Beim Zerlegen des Motors stellten wir fest, dass sich der L-Kolbenring in der Gegenstromtasche filetiert hatte. Das wiederum erklärte das Lagerfeuerknistern im
Zylinder, als wir das Kreischeisen das letzte Mal in der
Ackerluft bewegten. Erste Überlegungen den Vermeindlich schwachen
aber im unteren Drehzahlbereich besseren Athena Zylinder
wiederzubeleben, scheiterte am Zustand desselben und der
Verfügbarkeit eines passenden Ersatzkolbens.
Ebenso spielten wir mit dem Gedanken die Firma Reichtunning mit
in die Planung einzubeziehen. Ein zufälliger Kontakt mit einem
Team aus Hönze, eines quasi galaktischen
Spiegelbildes unseres Kreischeisens, zeigte jedoch kleine Probleme mit
der Schmierung des Kolbenlagers :
Probleme die wir nicht kannten und auch keine Erfahrung, die wir machen wollten.
Inzwischen bearbeittet die Firma Reichtuning auch keine Sachs-Motoren mehr. Egal,wir bleiben lieber bei der zuverlässigen Deletanten Version des Kreischeisens, ausserdem sind wir zu arm für Reichtuning. zumindest sprang bei der Beratung ein Kasten Bauherren Pils fürs Team heraus.
Danke Sven !
Auch der neu ausgemachte Tuner MMS hätte in der kurzen Zeit bis zum Rennen Probleme gehabt zu liefern.Vielleicht beim nächsten Rennen....
Ein
altes japanisches Sprichwort sagt: Perfektion ist nicht dann erreicht,
wenn man nichts mehr hinzufügen kann, sondern wenn man nichs mehr
weglassen kann.
Also war der Plan Motor 1 einzubauen und Motor 2 neu aufzubauen.
Weitere Technikverfeinerungen blieben vorerst in der Ideen-Mottenkiste.Unserer "Ausgereiftheit" entsprechend bleibt nur das Überschminken der alten
Narben und die Anbauteile mit japanischer Extra Low Gravity Farbe zu überziehen.
Dies bedarf eines traditionellern Lacker-Shinto-Ritus , den nur Altfahrer Kazuko beherrscht.
Das Auftragen des Lackes kann nur bei Vollmond, die Lackdose nach
Osten, zur aufgehenden Sonne hin geschüttelt und mit drei
Flaschen Giesler Sake im Kopf erfolgen.
Nach den Lehren des Kanji ist hierbei ganz wichtig, die verbliebenen
Erdpartikel von letzten Rennen mit einzulackieren, damit das Qi nicht
blockiert wird.
Hier ein erstes Foto des noch ungeschminken 2015´er Eisens und den gut
sichtbaren Beschleunigungslöchern unter der Sitzbank.
Doch dann der Schock! Schon wähnten wir das K-Eisen fertig für die Probefahrten.
Doch nachdem wir die Fettschicht unter der Anti-Gravitationsbeschichtung entfernt hatten,
sahen wir das hier :
Die 10 Jahre Ackerjagt hatten schon einige Narben in das Kreischeisen und die Fahrer
geschlagen aber damit wäre das Startverbot vorprogrammiert.
Eine Not-OP unter dem wachen Auge des Herrn Kaleu sollte schnelle Abhilfe schaffen.
Die Operateure gingen zur Narkose mit Astra Pils über und starteten die Kopf-OP
Hier nun die Fotodokumentation.
Zu aller Erst die Gabel entfernen
Unter Zuhilfenahme eines Dosierhammers Grösse 3 die gebrochen
Lagerschale lösen und den auf den Garagenboden fallenden
Kugeln mit dem alten Lautsprecher-Magneten auflauern .
Die defekte Lagerschale säubern und mit dem Spenderorgan vergleichen.
Faustregel:
Rund ist besser als Oval, denn runde Kugeln kugeln im Rund runder rund .
Austauschlagerschale einpressen und neue Kugeln ins Fett einsetzen.
Das noch leicht benommene Kreischeisen mit hängenden Lenker
aber glücklich nach dem überstandenen Eingriff.
Als nächstes standen die Fahrten auf dem
Kreischeisentestgelände auf dem Programm.
Um unseren jahrelangen Dilettantismus treu zu
bleiben, erfolgte die Probefahrt mit überholten Motor und neuem Fahrer. Vom
Spritgemisch des Vorjahres war noch etwas übrig geblieben, dass wir nicht
verkommen lassen wollten, und frischer Sprit ist ja auch teuer!
Die Ersten Runden drehte das Kreischeisen noch
zufrieden qualmend um den Kurs, wobei sich mit zunehmender Motortemperatur auch
die Geräuschkulisse änderte.
War anfangs noch ein sonores 2 Takt kreischen
bestimmend, änderte sich der Ton in ein hochfrequentes Knistern. Es hörte sich
an, als wenn man mit einem Findernägel bestückten Zahnarztbohrer auf einer
Schultafel entlangkratzt und immer wieder mit den Fingernägeln hängen bleibt.
Vielleicht lag es daran das sich der nagelneue
Parmakit Kolben und die Zylinderwand noch nicht so wirklich aufeinander
eingestimmt hatten. Vollgas mit Uraltsprit ist auch nicht unbedingt die übliche
Technik um einen Motor einzufahren. Aber wie sagte der Herr Kaleun immer: „Das
muss das Boot ab können“
Unser Boot konnte es nicht ab. Beim Abnehmen des
Zylinders zeigte sich der L-Kolbenring in zerlegter Pracht. Wieder einmal hatte
sich ein Teil des Kolbenrings durch den Auspuff verabschiedet. Auch die Schleifspuren am Kolben ließen auf ein
Gemisch und Maßproblem schließen. Noch 2 Wochen bis zum Rennen, da galt es ein
wenig in die Puschen zu kommen, oder die Waden fürs Pedaletreten zu trainieren.
Ein schneller Besuch beim Teilepapst in Gymnich
sollte Abhilfe schaffen. Der passender Kolben einer aus der Hercules
KS-50 war nach kurzem Griff in den Verkaufstresen schnell gefunden. Ein zweiter
Kolben einer Hercules K-50 für den Ersatzmotor und die Welt sah schon wieder
rosiger aus.
Im Nachtschichtbetrieb wurden dann die Motoren
zusammengesetzt und Motor 2 ins Eisen transplantiert. Am nächsten Tag ein frisches Gemisch 1:25
angerührt und die Abstimmungsarbeiten konnten beginnen.
Schritt 1 bestand darin, einen Gehörschutz
aufzusetzen und den Motor mit ein wenig Zusatzöl im Tank, warmlaufen zu lassen,
um Ihn dann mit ein wenig Gas, bei ausreichender Kühlung, einlaufen zu lassen.
Das Café Abgas machte, dank fehlender Absaugung
seinem Namen alle Ehre, das Kreischeisen und der aufgestellte „Kühllüfter“
sorgte für kleine blaue Wolken auf dem Garagenhof. (Empfiehlt sich nur bei guter Belüftung und
besonders stressresistenten Nachbarn)
Schritt 2 war nun die richtige Vergaserabstimmung
hinzubekommen.
Hierzu besuchten wir, mit reichlich schlechtem Gewissen,
das „Scootercenter“ Bergheim Glessem, ein Spezialbetrieb für fahrende Campingklos der Firma Vespa. Blasphemie wird der ein oder andere zu Recht
sagen, und das bei dem Motto „Rock no Roller“. Aber für unseren Vergaser hatten die
Rollerkollegen alles im reichhaltigen Sortiment, was wir zu brauchen glaubten:
Also
Augen zu, zur Verkaufstheke und das
Einkaufstütchen vollgepackt. Der verächtliche Blick des ca.
25 Jahre alten Verkäufers, bei der
Erwähnung unseres Vorhabens bliebt uns dennoch nicht erspart:
"Mofa? Ihr meint so alte Kreidlers, und Zündapps und sowas? Nee
dafür haben wir nix, hat hier auch nie einer nach gefragt....."
Der Kollege an der Kasse musterte uns als wären wir die
Brüder von Tom Gerhart, und Hilimi Sözer aus dem Film: Voll Normal.
Na ja, vielleicht hätte der Prinz auch die Pudelmütze zuhause lassen sollen.
Noch eine Woche bis zum Rennen. Es blieb nicht mehr viel Zeit zum Abstimmen des Vergasers.
Hier nun eine kleine Anleitung zum Thema
„Vergaser einstellen“ bei völliger Ahnungslosigkeit, aber großer
Motivation:
Das theoretisch optimale
Mischungsverhältnis für eine vollkommene Verbrennung des „normalen“ Gemisches
ist 1:14,8. Diese Idealmischung ist praktisch jedoch nicht erreichbar (Drehzahl, Temperatur,
Spritzusammensetzung, Wetter, Loch im Knie, usw.)
Eine Mischung
Benzin:Luft von 1:13 ist ein fettes Gemisch, ein Verhältnis
von 1:16 ist ein mageres Gemisch
Ein mageres Gemisch verbrennt umso heißer,
desto mehr Luftsauerstoff im Gemisch enthalten ist.Eine hohe Temperatur bewirkt zwar eine höhere
Leistung des Motors, aber auch der Materialverschleiß ist größer und es
besteht die Gefahr von Schäden durch Detonationen bei der Verbrennung
(klingeln) und geringe Schmierung.
Kolben, Zylinder, Kurbelwelle und deren Lager
mögen das im allgemeinen nicht sehr lange. Ein zu fettes Gemisch kostet hauptsächlich
Leistung. Der Motor ist weniger drehfreudig, und verbraucht unnötig viel
Sprit.
Eine
Überfettung macht sich meist durch stottern
und durch sehr schlechte Gasannahme bemerkbar. In unserem Fall machte
der Motor
erst einmal ein Geräusch das uns an Schauwn das Schaf
erinnerte: ein klassisches „Mmmööö“
bevor sich im
Motor was tat.
Angeblich kann es aber auch sein, dass
durch die größere Menge an Benzin in der zerstäubten Luft, das im Gemisch
enthaltene Öl von der Zylinderwand "gewaschen“ wird, was auch nicht jeder Zylinder so gern hat.
Nun der Delorto 21´er PHBG
Vergaser.
Die wichtigsten Kompnenten sind,
der Schieber und dessen Form (Cuttaway) (1)
Die Düsennadel , deren Form und
deren Aufhängung im Schieber (2)
Das Mischrohr (3) , die
Hauptdüse (4) die Nebendüse (5) die Leerlaufdüse (6)
sowie die Einstellung von Standgas
(24) und Gemischschraube(22)
Nun den Notizblock gezückt und
nacheinander erstmal durchprobiert:
Standgas bis 1/8
Gas:
Zunächst
mal das Standgas per Standgasschraube auf ca. 1500-1800 U/min gestellt. Danach
die Gemischschraube soweit rein, bzw. rausdrehen, dass die Drehzahl am höchsten
Punkt ist und die Gasannahme am direktesten ist, also ohne Verschlucken
oder Stottern. Mit der Standgasschraube die Drehzahl wieder auf ca. 1500-1800
U/min gebracht.
Regel:
Standgasschraube
rein->mehr Standgas
Standgasschraube raus->weniger Standgas
Gemischschraube
->rein magerer
Gemischschraube ->raus fetter
größere
Leerlaufdüse -> Gemisch fetter
kleinere Leerlaufdüse -> Gemisch magerer
1/8 bis 1/4 Gas:
Wenn
das Verstellen der Gemisch und Standgasschraube keine wirklich gute Lösung
gebracht hat, ist das gewünschte Ergebnis mit einer anderen Nebendüse bzw.
einem anderem Cutaway am Gasschieber zu erreichen. Zunächst
an der Nebendüse anfangen. Stimmt die Einstellung der Gemischschraube,
ca. 2 Umdrehungen nach links , der Motor stottert jedoch beim Gasaufreißen, ist
die Nebendüse zu groß. Verschluckt er sich hingegen, sollte eine größere
verwendet werden.
Ist
kein passendes Setup erreicht worden, experimentiert man mit dem
Cutaway. Einen Größeren für zu mageres, einen kleineren
für zu fettes Gemisch zu erhalten.
Regel:
Schieber->größerer
Cutaway->Gemisch magerer
Schieber->kleinerer Cutaway->Gemisch fetter
größere Nebendüse
-> Gemisch fetter
kleinere Nebendüse -> Gemisch magerer
1/4 bis 3/4 Gas:
Wenn
der Motor beim Gasaufreißen in niedrigen Drehzahlen stottert oder das Gas
schlecht annimmt, ist das Gemisch in den meisten Fällen zu fett. Hierbei muss
auf die Art des Stotterns geachtete werden. Bei zu fettem Gemisch verschluckt
sich der Motor. Bei zu magerem Gemisch kann ein ähnlicher Effekt auftreten,
jedoch ist hier durch das plötzliche abmagern zu wenig Benzin im Gemisch um die
Verbrennung Ordnungsgemäß durchzuführen. Dies ist aber wesentlich seltener und
eigentlich nur bei gravierend zu magerem Gemisch zu erwarten. Die Nadel sollte
in diesem Fall Stufe für Stufe tiefer gehängt werden. Der Clip wird dabei in
die nächst höherer Nut (Einkerbung) gesteckt.
Stottert
der Motor hingegen beim Gasaufreißen oder fängt das Gemisch bei der Verbrennung
sogar an zu detonieren, sollte die Nadel in jedem Fall höherer gehängt werden.
Also den Clip Stufe für Stufe in die nächst tiefere Nut. Die besagten
Detonationen zeichnen sich beim Beschleunigen durch eine Art klingeln aus.Wenn
man durch das ändern der Nadelstellung wieder kein vernünftiges Setup
hinbekommt, hilft nur noch ein anderes Mischrohr, auch Düsenstock genannt.Eine
anders geformte Nadel kann auch hierbei auch Abhilfe schaffen.
Regel:
Nadel->Clip
höher setzen->magerer
Nadel->Clip tiefer setzen->fetter
Volllast:
Volllast
ist der Lastbereich, in dem der Gasschieber komplett geöffnet ist. Fängt der
Motor bei Volllast an zu klingeln, wird überdurchschnittlich heiß bzw. die
Zündkerze ist hellgrau bis weiß, dann ist das gefahrene Gemisch zu mager,
bedeutet also, dass die Hauptdüse zu klein ist.
Regel:
größere
Hauptdüse -> Gemisch wird fetter
kleinere Hauptdüse -> Gemisch wird
magerer
In der Hauptsache war mit
dem Ausprobieren mehrerer Düsenkombinationen, das Kreischeisen
bestens vorbereitet. Alles andere hing nun vom Wetter ab.
Bezogen auf
die Einstellungsarbeiten gilt die Faustregel:
Wetter warm und sonnig: weniger
Luftsauerstoff -> kleinere Hauptdüse,
kältere Zündkerze einschrauben.
Wetter kalt und nass: mehr Luftsauerstoff ->
größere Düse,
Heißere Zündkerze einschrauben.
Als Grundregel für das Vergasereinstellen gilt :
Motor warm, Frischer Sprit, und
dann ausprobieren-aufschreiben, ausprobieren-aufschreiben,
ausprobieren-aufschreiben, ausprobieren, ausprobieren und irgendwann entwickelt
jeder ein Gefühl dafür ob das Setup zum Motor passt. Wenn nicht, ist irgendwann
erst der Vergaser und dann der Motor hinüber, oder man leidet unter Agnosie.
Fertig was das Eisen 2015
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