Beim Saisoneröffnungsschrauben 2012
stand schon fest: Dieses Jahr sind wir bereit für Platz 1 in
Giffelsberg. Na ja fast, es gabt halt noch reichlich Baustellen am Eisen
2012 die es fertigzustellen galt. Doch immer erst in Giffelsberg
erleben wie das Kreischeisen läuft war uns für 2012 einfach zu doof.
Also „in die Vollen“ und für dieses Jahr ein Proberennen ins Auge
gefasst, bei dem wir die Qualitäten des Kreischeisens vortesten konnten.
Nix wie an den Konservenknilch gesetzt und das Weltweitenetz nach
Mofarennen in unserer Gegend abgesucht. Dieses gestaltete sich mehr oder
weniger erfolglos. In der Nähe Kölns schien es nur Hardcorefahrer zu
geben, die mindestens 4 Stunden auf dem Bock um die Pisten düsen oder
Rennen die im gleichen Zeitraum wie Giffelsberg starteten. Das einzige 2
Stunden Rennen fand in Neugnadenfeld Ringer Weusten bei Nordhorn statt.
Die 250 km bis in den Emsländer Torf waren doch nun wahrlich kein Grund
zu Hause zu bleiben. Nach der Anmeldung und Überweisung des Startgeldes
folgte die Rennvorbereitung in der Biberburg.
Dann kam der Tag des Packens für
den Kreuzzug. Schon Freitags wurden der gesponserte NRW-Dach Teamwagen
mit den nötigen Utensilien bepackt und das Kreischeisen auf dem
standesgemäßen 5.7 Liter Dodge RAM 1500 festgezurrt.
Samstagmorgen gegen 7:00 begann die
Navigationsgerät gestützte Fahrt über die Straßen NRW´s und
Niedersachsens in Richtung Ringe. Schon eine tolle Sache, so 31
Satelliten im Orbit und ein 18 Zoll Navi an der Windschutzscheibe.
Wenn allerdings zwei begnadete
Alleinunterhalter auf den Sitzen des Führungsfahrzeuges Platz genommen
haben, kann man auch schon mal im Dodge die Oberhausener Stadtlandschaft
erkunden. Die noch mit klassischer Generalkarte geführten Fahrzeuge
ließen sich nicht beirren und befanden sich auf ihrem Weg Nordwärts in
die Landschaft an der Ems.
Kurz nachdem die Fahrzeuge sich auf der A31
wiedervereint hatten, kam es zur nächsten
Hochtechnik gestützten Wirrung. Statt der schnellsten Verbindung war der
elektronische Navigator zur kürzesten Route und damit auf die
Landstraße gewechselt. Gott sei Dank wie sich herausstellen sollte, denn
nach knapp 1.km stoppte das Führungsfahrzeug abermals um ein technisches
Lotech-Problem zu lösen. Die Radmuttern des linken Vorderrades hatten
sich durch ein starkes Wackeln am Volant gemeldet bevor sie sich in
Gänze von den Bolzen lösen konnten.Nach
einer kurzen Schrauberpause ging es zurück auf die Autobahn und
danach durch die ländliche Idylle des Emslandes.
Vorbei an
Bohrstellen und Torfbaggern erreichten wir den Rennplatz. Bei der
anschließenden Anmeldung hieß man uns herzlich willkommen
und war etwas erstaunt über unsere etwas entferntere Herkunft.
Nicht zum ersten Mal hatten die
Neugnadenfelder Mofafreunde den Platz des Mofadroms hergerichtet. Bei
der 6.ten Auflage des Spektakels erschien uns der Streckenverlauf ein
wenig unspektakulär und eher für Sprinter anstatt für Crosser geeignet.
Wir waren guter Dinge, denn die ersten Beschleunigungstest verliefen
vielversprechend. Obwohl, uns erschien das Terrain ein wenig zu weich
für unsere grobstolligen Pneus.
Fix die Box aufgebaut und das Eisen kampfbereit gemacht
Das Feld füllte sich derweil immer mehr
mit Rennteilnehmern und uns schwante so langsam, dass dieses Rennen etwas
anders war, wie die in Giffelsberg.
Das Gro der Fahrer war nur halb so
schwer, doch dafür halb so „lebenserfahren“. Unsere Fahrer dagegen nicht nur halb so schmerzfrei , nein , sie waren auch
halb so schnell unterwegs. Auf was hatten wir alten Säcke uns da eingelassen ???
Nach einigen Probierrunden
und erprobten Übersetzungen entschieden wir uns für die Kombi 14-50 und
eine 103 Düse , denn es war relativ kühl und die Sonne ließ sich so gut
wie gar nicht blicken. Und weil wir unser Eisen kaum zu hören
vermochten, entfernten wir die Isolierwolle aus dem Schalldämpfer. Wenn schon halb so schnell,
dann schon doppelt so laut! Irgendjemand bekam dann noch Muffensausen
was das Öl-Benzin Gemisch anging. Statt der angerührten 1:40 Mischung
plädierte die Mehrheit dafür noch ein „wenig“ Öl hinzu zu fügen. Derlei
optimiert ging es zum Rolling-Start.Nach
dem das Pace-Moped die Strecke verlassen hatte, begann eine bunte Schar
von Zündapp, Puch und Sachsmotoren, durch den abgeernteten
Maisacker zu fräsen.
Anfangs ging das Eisen noch ganz
gut durch den Torf. Das Wetter wurde wärmer und ab und zu blinzelte die
Sonne durch die Wolken. Mit der Zeit erweckte das Kreischeisen den
Eindruck, als hätte man Ihm Valium in den Tank geschüttet. Je länger das Rennen dauerte, desto
leistungsunwilliger trug es seine Fahrer um den Kurs.
Wenig später
entschlossen wir uns die Bedüsung anzupassen,
in dem wir das Benzin-Luft-Gemisch abmagerten und erst eine 96 ´er und
dann eine 92 Düse in den Vergaser schraubten. Durch diese Aktionen
büßten wir zwar knappe 6-8 Runden ein, aber dafür wurden auch nicht
schneller.
Wir tippten auf spontane Gewichtszunahme unserer Fahrer,
dann
jedoch auf einen Kompressionsverlust durch die sich am Vergaser
eingeschlichene Falschluft und einen hierdurch verursachte Schäden am Verdichtungtrakt. Egal,
da mussten wir jetzt durch. Als das Rennen abgewunken wurde, waren wir
reichlich desillusioniert, unsere Platzierung im jetzigen und in den
folgenden Rennen betreffend. Dem Vorbild des 1.FC Köln folgend
lamentierten wir schon, Fahrer, Kreischeisenmotor und Teamchef
auszutauschen. Im Gegensatz zum FC können wir ja nur vom
Kreischeisen, nicht aber in der Mofaliga absteigen.
Einem bekannten Lied der Höhner folgend erkannten wir: „wenn nicht wir, wer dann“ .
Eine Denkweise die sich später am Abend im Erkennen der
Gesichtszüge des Handball-Trainers Heiner Brand, im Anlitz des
mitgereisten Dixi van D., durch eine einheimische Dame bestätigte.
Das ein
oder andere Wiedergutmachungsbier die Kehlen benetzend, trösteten
wir uns beim Zusehen des High-Perfomensrennen, bei dem es richtig
heiß herging. Dann breitete sich stille über das weite Feld
und die letzten Sonnenstrahlen erwärmten unsere Herzen trotz der kalten Niederlage.
Die anschließenden Preisvergabe verfolgten wir dann, ein
wenig promillebeschleunigt, der Nennung der Platzierungen.In unserer Klasse
waren wir mit 123 Runden Nummer 10 von 20 geworden.Quasi genau die Hälfte! Den
Rest des Abends war, dank des veranstalteten Vereins, der
Neugnadenfelder Mofafreunde, sehr entspannt und
unterhaltsam.Danke auch nochmal an Martina und Heike, die uns
vortrefflich in die Gepflogenheiten in den Ringener Weusten bei Bier,
Burnouts,
Korn und Currywurst
eingeweiht haben.
Als
der Morgen anbrach und sich der Nebelschleier vor den
geröteten Augen langsam lichtete, packeten wir die Box
zusammen und trafen uns im Frühstückszelt, mit den anderen
dagebliebenen. Ein Teil der aus den Zelten gekrochenen
Jungmofaaktivisten hatte am Vorabend Trinkerunttericht bei Dixi D.
genommen, die sich jetzt mit deutlich bleichen Gesichtern im
Zelt einfanden.
Na wenigstens waren wir an der Theke vorn geblieben.
Nach dem Frühstück wollten wir dann los in die Heimat.Leider
erwies sich dies zum wiederholten male als Hindernisskurs. Der
nicht bestimmungsgemäße Einsatz der Dodge-Standheizung
zeigte seine Folgen in einer leergesaugten Batterie.
Ebenso gelang der gemeinsame Rückweg auf Grund nicht bestimmungsgemäßem Einsatz des Navis und des leergesaugten Gastanks im Führungsfahrzeug, nicht planmäßig. Aber dennoch um 13:58 Uhr, pünktlich zum Formel 1 Start in Bahrain, saßen wir auf dem Sofa in der Biberburg, während das Kreischeisen noch ein wenig die Dodge-Seitenbeplankung umschmeichelte.
P.S. Vettel gewann (halb so alt wie Michael Schumacher der ebenfalls Platz 10 erreichte!)